Lob der Torheit

Lob der Torheit
Lob der Torheit
 
Der niederländische Humanist, Philologe und Theologe Erasmus von Rotterdam (1466 oder 1469-1536) war einerseits ein scharfer Kritiker der weltlichen und geistlichen Mächte seiner Zeit, besonders auch der erstarrten Scholastik, andererseits war er Wahrer und Fortführer der antiken und der mittelalterlichen humanistischen Tradition im Zeitalter der neu entstehenden kirchlichen Konfessionen. Am bekanntesten wurde einer breiteren Allgemeinheit vielleicht seine kleine satirische Schrift »Lob der Torheit«. In ihr lässt er »Stultitia«, die Torheit selbst, auftreten, die sich zunächst lange über die These verbreitet, wie sehr die Torheit das Lob aller verdient, bevor sie dann die Menschlichkeit und das natürliche Selbstgefühl preist und anhebt zur heftigen Kritik an Adel, Kaufleuten und Krieg führenden Fürsten, an Mönchen und Professoren, an der Macht des Klerus und am Reliquienkult. Die ironische Distanz, die sich Erasmus durch die als Person auftretende Torheit schafft, erlaubt ihm dabei die gewagtesten Seitenhiebe auf Kirche und Klerus und freche Scherze auf Kosten von Bischöfen und anderen Würdenträgern. Zitiert wird der Titel der kleinen Satire meist in etwas anderen Zusammenhängen. Wenn man beispielsweise findet, dass jemand etwas ganz Unsinniges oder Törichtes verteidigt oder gar anpreist, so kann man ihm das als »Lob der Torheit« ankreiden.

Universal-Lexikon. 2012.

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